2007, als alles begann, gab es keinen Plan, aber drei Songs: Daniel lädt sie als Testballon auf seine MySpace-Seite – und die Leute sind begeistert. Das Medium MySpace ist inzwischen nur noch leicht zuckende Internetgeschichte, die WIRTZ-Songs, mit denen alles begann, haben jedoch gleich das Mindset definiert, das fortan die Blaupause für alle WIRTZ-Veröffentlichungen vorgibt: Brutale Ehrlichkeit bis zum Seelenstrip, 100% WIRTZ und vom ersten Akkord bis zum letzten Pinselstrich die absolute Kontrolle über Musik, Artwork und das, was WIRTZ darstellen soll. Oder wie Daniel es selbst beschreibt: „In meinen Texten lasse ich so tiefe Einblicke zu, dass sich das Singen anfühlt, wie nackt U-Bahn fahren“. Das Gesetz ist Rock, das Versprechen ist Ehrlichkeit, die Sprache ist Deutsch.

Das erste Album „11 Zeugen“ landet im April 2008 knapp in den Charts, die erste Duftmarke ist gesetzt. Mit dabei als zweite Hälfte von WIRTZ ab Tag 1: Der Frankfurter Musiker und Produzent Matthias Hoffmann. Daniel hatte Texte, Ideen und Zweifel, Hoffmann die Erfahrung, die Übersicht und das Händchen. Zusammen sind sie seit 2007 WIRTZ – nicht nur musikalisch sondern auch geschäftlich. WIRTZ ist Künstler und Label, das Rundumsorgenvoll-Paket im Sinne der eigenen Kunst.

Ein Konzept, das Team WIRTZ durchzieht bis zum heutigen Tage und das alternativlos ist. „Bei mir sind früher viele Sachen schiefgelaufen. Wie oft stand bei uns ein A&R-Manager im Studio und meinte, die Snare wäre zu laut. Oder er hörte den Hit noch nicht. Wir sollten so lange an unserer Musik herumschleifen, bis sie im Einheitsbrei untergeht. Ich habe mich von den Plattenfirmen nie verstanden bzw. gewollt gefühlt, sondern ich war einfach nur ein Produkt in einer Maschinerie. Das hatte ich mir anders vorgestellt. Deshalb die Entscheidung, ein eigenes Label zu gründen. Davon kann man existieren und man muss sich nicht verbiegen. Diese Freiheit genieße ich extrem.“

Und damit fährt man gut, zunächst geht es in kleinen Schritten nach oben, die ersten Alben platzieren sich ohne nennenswertes Airplay hoch in den Charts, bevor Daniel Wirtz mit seiner Teilnahme am Erfolgsformat „Sing meinen Song“ auf dem Radar einer größeren Öffentlichkeit landet. Es folgt kein Quantensprung, aber das organische Wachstum erlebt einen gesunden Schub. Und so geht es weiter auf der Welle. WIRTZ ist kein Hype, kein Phänomen, keine Nische: WIRTZ ist seit Anfang des Jahrzehnts der Beweis, dass Mund-zu-Mund-Propaganda funktioniert und eine aktive Fanbase der beste Multiplikator ist.

Mit seinem Album „Auf die Plätze, fertig, los“ landet er im Juni, während die Sendung ausgestrahlt wird, auf Platz 6 der Albumcharts und tummelt sich dort mit bis zu vier Alben gleichzeitig in den Top 50. Rund 40.000 neue und alte Fans bejubeln den Frankfurter auf seiner restlos ausverkauften Herbsttour. WIRTZ ist endgültig im Rock- und Popbetrieb des Landes angekommen, auch wenn das gar nicht der Plan war. Wer aber Musik macht, möchte gehört werden – gerade, wenn er etwas zu sagen hat. Das klappt mit „Die vierte Dimension“, dem Album von 2017, bestens: Mit Platz drei gelingt der höchste Chartseinstieg der Bandgeschichte.

2020 ist es dann wieder an der Zeit, große Momente im intimen Rahmen zu schaffen: WIRTZ präsentieren mit UNPLUGGED II den Nachfolger des überaus erfolgreichen Stromlosalbums von 2014. „Wir hatten alle das Gefühl, dass wir unbedingt noch ein Unplugged machen müssen“, heißt es aus dem WIRTZ-Lager. War es bei der Erstauflage noch ein Wagnis, ein gemeinsames Ausprobieren, ob das Werk des erfolgreichen Rockers, auch fragil mit Streicherquartett und Pianobegleitung funktioniert, wird es diesmal eine Fahrt in bekanntes Terrain“Immer bis auf die Knochen“, könne man ihm beim Hören seiner Songs in die Seele blicken, sagte Daniel Wirtz 2018 in einem Interview – und das gilt umso mehr bei den Stücken, in denen die laute „Wirtz-Gitarre“ fehlt. Und das ist auch genauso gewünscht – anders geht es bei WIRTZ einfach nicht.

Wie ist also der Status Quo nach 13 Jahren WIRTZ? „Ich fühle mich sehr frei. Es ist toll, dass ich in der unglaublich schönen Situation bin, dass ich als freier Mann einst mit dem Soloprojekt angefangen habe, mich nicht verbiegen lassen musste und es alles trotzdem so einen Anklang findet. Das ist das Schönste, was es gibt auf der Welt.“ Glücklich, wenn das Leben jetzt erst so richtig weiter geht!